Tschecho-Slowakische Republik

Tschecho-Slowakische Republik (tschechisch und slowakisch: Česko-Slovenská Republika, amtliches Kürzel Č-SR) bzw. Tschecho-Slowakei (formell nicht ganz korrekt auch Tschechoslowakei, inoffiziell auch Zweite Republik genannt) bezeichnet den um das Sudetenland, die Südslowakei und das Olsagebiet verkleinerten tschechoslowakischen Staat, der für 170 Tage vom 30. September 1938 bis zum 16. März 1939 existierte.

Die Zweite Republik war die Folge der Ereignisse nach dem Münchner Abkommen und der Sudetenkrise sowie dem Ersten Wiener Schiedsspruch, in denen die Tschechoslowakei gezwungen war, die deutsch besiedelten Gebiete, also das Sudetenland, am 1. Oktober 1938 an den NS-Staat abzutreten, sowie den südlichen, ungarisch besiedelten Teil der Slowakei an Ungarn. Zudem besetzte Polen das Olsagebiet und die Stadt Teschen.

Der vormalige Einheitsstaat Tschechoslowakei wurde föderalisiert. Der Föderalismus war jedoch asymmetrisch: Die Länder Slowakei und Karpatenrussland bekamen jeweils eigene autonome Organe mit weitreichenden Kompetenzen; für die tschechischen Länder (Böhmen und Mähren-Schlesien) blieb hingegen die tschechoslowakische Nationalversammlung und die Zentralregierung in Prag zuständig. Im slowakischen Landesteil und Karpatenrussland wurden Ein-Parteien-Regime errichtet. Im tschechischen Landesteil gab es nach dem Verbot der Kommunisten noch zwei Parteien, wobei die Strana národní jednoty (Partei der Nationalen Einheit) eine dominante Stellung hatte. Mit dem Ermächtigungsgesetz vom 15. Dezember 1938 wurde das parlamentarische System faktisch beseitigt.

Im Rahmen der Zerschlagung der Rest-Tschechei im März 1939 annektierte Deutschland de facto den tschechischen Landesteil als Protektorat Böhmen und Mähren. Ungarn annektierte die Karpatenukraine, und es entstand der Slowakische Staat.

  1. Ladislav Lipscher: Verfassung und politische Verwaltung in der Tschechoslowakei, 1918–1939. Oldenbourg, München 1979, S. 186.
  2. Jörg K. Hoensch: Die Verfassungsstruktur der ČSR und die slowakische Frage. In: Karl Bosl: Die demokratisch-parlamentarische Struktur der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Oldenbourg, München 1975, S. 83 ff., hier S. 113.
  3. R.M. Caplin, Czechoslovakia Today 1939.
  4. Hardt, John Pearce; Kaufman, Richard F. (1995), East-Central European Economies in Transition, M.E. Sharpe, ISBN 1-56324-612-0.
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